Einfach allein

Mittwoch, 18. Dezember 2013 | |

Lavienne stand auf der schmalen Brücke. Hier, an diesem Ort, war sie gern. Abseits von dem Stress, der um sie herum herrschte. Einfach weg. Wie in einer anderen Welt. Hier rauschte das Wasser gemächlich unter der Holzbrücke, Tiere fanden hier Futter und einen Schlafplatz. Sie war knapp elf Jahre alt, als plötzlich ein Gewitter aufzog. Es donnerte ein paar Mal, erst in langen Abständen, dann in kürzeren, heftigeren Takten. Sie wusste, dass das Gewitter nah war und bevor es zu hageln begann, rannte sie nach Hause. Sie rannte erst den Schotterweg entlang, der ihr in diesem Moment unendlich erschien, sie rannte quer über die Felder, wo es so matschig war, dass sie Zentimeter hoch mit Schlamm bedeckt war. Nun donnerte es schon gewaltig, Blitze zuckten, Schwüle war zu spüren. Nein, sie gab nicht auf. „Immer weiter“, dachte sie nur. „Immer weiter.“

Ein alter Forstweg war jetzt zu bewältigen. Sie rannte so schnell sie konnte. Die Bäume beugten sich gefährlich zu Boden, fast lagen sie schon, bevor sie der Wind wieder hochtrieb. Eisige Kälte ließ das Mädchen frieren, hatte sie doch nur ein zerschlissenes Jäckchen über ihr ärmelloses Shirt an. „Nein, nicht aufgeben“, dachte sie. „Immer weiter.“

Kalter Regen prasselte auf sie nieder, er schien immer stärker zu werden, immer wuchtiger. Ihre Haare klebten an ihren Wangen, aber das störte sie nicht. Sie wollte nach Hause, heim, ins Warme. Sie prallte mit den Händen voraus auf den Kiesweg. Sie war über eine große Wurzel gestolpert. Nun pochte ihr Fußgelenk. Sie richtete sich auf. „Keinen Schmerz spüren“, dachte sie sich. „Immer weiter.“
Warum schien dieser Weg so lang? Hatte sie sich verlaufen? Kein Licht war zu sehen, vollkommene Dunkelheit umgab sie. Sie fing an zu weinen, was sowieso nicht relevant war, weil der Regen sofort alle salzigen Tränen von ihren Wangen wusch. Sie hielt sich an einer großen, stämmigen Eiche fest und hoffte, dass sie dem Gewitter standhalten würde. Sie schwor sich, in den nächsten zehn Minuten nicht an den Tod zu denken. An gar nichts zu denken. Die Augen zuzumachen. Hoffen und Warten. Daheim war niemand. Kein Vater, keine Mutter. Ihr Zuhause war eine kleine, aber warme Hütte, die auf einem unbebauten Grundstück stand. Hier sah sie niemand, dorthin kam niemand. Dort war sie allein. So wie sie es wollte.
[Auszug aus meiner Geschichte 'Tag des Lichts']




Riesengroßen Dank an dieser Stelle an meine liebe Freundin Alexandra! Wir haben ganz spontan bei mir daheim geshootet, und ich danke dir von ganzem Herzen für die super Bilder und für deine Zeit! ♥
Mehr Worte braucht dieser Post eigentlich gar nicht.
Alles alles Liebe - und haltet durch, bald sind Weihnachtsferien! :)
Eure Liz.

4 Kommentare:

  1. Ich finde es super, wenn Leute ihre eigenen Geschichten auf ihrem Blog veröffentlichen! Leider gibt es davon viel zu wenige, aber ich denke das hat auch hauptsächlich mit dem Publikum zu tun ://
    Schöne Bilder & schöner Blog!
    XOXO, Leo

    AntwortenLöschen
  2. Ich finde das erste Bild wahnsinnig schön! Klasse

    AntwortenLöschen
  3. Schöner Auszug aus der Geschichte! Und wundervolle Bilder!

    Wünsche dir noch einen schönen 4. Advent! :) Heute starten auch endlich meine Weihnachtsgewinnspiele! Es gibt Gewinne von Zalando, Def-Shop, FREDsBRUDER u.v.m. Klick hier.

    Liebe Grüße,
    Verena von www.whoismocca.com

    Übrigens läuft meine "show your style" - Aktion noch bis morgen, den 23.12. auf meinem Blog! Alles weitere erfährst du hier. Es würde mich sehr freuen wenn du noch mitmachen würdest! Gerne auch mit einem bereits geposteten Outfit :)

    AntwortenLöschen
  4. Aaaalso ich schreib mal hierhin, weil es beim letzten Mal ja darum ging :)
    Erst mal: Der Auszug aus deiner Geschichte ist wirklich toll, gefällt mir sehr gut, ebenso die Fotos und in Verbindung sind sie großartig!

    Dann muss ich mich erst mal wahnsinnig entschudigen: Weil ich mir diesmal mit dem Beantworten der Kommentare ein wenig Zeit gelassen habe - vor allem derer, die etwas länger waren - hast du deinen nochmal geschrieben... Das tut mir echt sehr sehr leid, aber ich hatte diesmal absolut wenig Zeit. Auch zum Bloggen, wie du vielleicht gemerkt hast... Tut mir echt leid.

    Auf die Frage, wie lange ich für meine "Bücher" gebraucht habe: Also das erste - es war auch das Längste - hab ich von ca. 10 bis 12 geschrieben. Zwei Jahre also. Das zweite ging ein wenig schneller, glaub ich eineinhalb Jahre oder so. Und das letzte hab ich innerhalb von einem halben Jahr fertig gebracht - das war dann wohl mein Rekord ;)
    23 Seiten in drei Jahren? Hihi, das hast du lieb formuliert. Aber ganz ehrlich - solange du dran bleibst, ist es ganz egal wie lange du brauchst. Nur aufhören darfst du nicht. Das ist das wichtigste :)

    Ich schau mir den Blog auf jeden Fall mal an :)
    Aber naja, du kannst dich ja auch an sie erinnern... Aber ja, stimmt, ich denke mir auch immer, dass sich an mich sicher niemand mehr erinnern kann, nach einer gewissen Zeit ;)

    Hihi dann ist das ja ganz ähnlich bei dir. Aber ganz ehrlich - weder deine Bekanntaschaft, noch meine Freundin haben das Bloggen erfunden, wir machen also niemanden nach ;)

    Danke auch für deinen lieben lieben Kommentar und ich hoffe, dass du ein wunderschönes Weihnachtsfest hattest :)

    Einen guten Rutsch wünsche ich dir auch shcon mal im Vorhinein.

    Liebste Grüße,
    Diana

    AntwortenLöschen

Ich freue mich sehr über jeden Kommentar, aber von gegenseitigem Folgen halte ich nichts. ;)